Über eine Berliner Hausverwaltung bekamen wir in Werder/Havel einen Auftrag für die Glasreinigung von verglasten Treppenhäusern. Der Auftrag war nicht leicht durchzuführen, da auch die verglasten Dächer auf ca. 9 Meter Höhe zu reinigen waren und es viele feststehende Glaselemente gab.

Warum haben wir Berliner Glasreinigungsunternehmen eigentlich den Auftrag in Brandenburg bekommen? Weiß doch jeder in der Branche, dass die Glasreinigerlöhne im Land Brandenburg um über 20% niedriger sind und dementsprechend die Angebote der Ortseinsässigen normalerweise deutlich günstiger sein können? Ich glaube, dass das Objekt für den normalen Glasreiniger zu kompliziert war und unsere speziellen Techniken die Lohnkosten verringert haben. Über 20 %, das ist viel, das schafft man allerdings nicht oft! 

Entsprechend war die Reaktion vor Ort:

Wir fuhren mit unsrem KlarOs-Autos in die Wohnsiedlung und packten aus, da kam ein Mann mit einem Wischgestell unter dem Arm – also irgendwo ein Kollege – auf uns zu und sagte: „So, so, Ihr kommt aus Berlin – und reinigt hier unsere Fenster….?!“  Und damit drückte er ohne weitere Worte aus, dass ihm das nicht gefiel. Meine prompte Antwort war deshalb: „Ja, ja, der Weg von Berlin nach Werder ist ja genauso weit wie der Weg von Werder nach Berlin!“  Ob er ver-standen hat, was ich damit sagten wollte? Ich bin mir nicht sicher:

Müssen wir als Berliner nicht oft genug zähneknirschend akzeptieren, dass der Lohnvorteil von den Brandenburgern genutzt wird, obwohl sie eigentlich in Berlin 11.33 € bezahlen müssten? Aber da halten sich sicher nur wenige Glasreinigungsunternehmen dran. Der Weg zur Arbeit nach Berlin ist normal, der Weg des Glasreinigers von Berlin nach Werder jedoch nicht.

Der Tarifunterschied zwischen Ost und West ist eine große Ungerechtigkeit. Leider halten auch die Innungsmitglieder in Brandenburg – das musste ich schon vor Jahren persönlich erfahren – aus besagten wirtschaftlichen Gründen sehr gern daran fest.

Karl Wachenfeld – ich arbeitete mehrere Jahre in Potsdam und Bielefeld, die meiste Zeit aber in Berlin.


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